Jedes Jahr lassen sich die Ausbilder des BerufsBildungsWerks Greifswald im Bereich Holz für die Kreativwochen etwas ganz Besonderes einfallen. Den Ausbildern Jörg Sinhuber und Jens Hauschild geht es in spannenden Projekten vor allem darum, die kreativen Seiten der Teilnehmenden zu wecken. Im Pool der diesjährigen Kreativwochen warteten in diesem Jahr das Zierstabsägen, das Fachwerkhausmodell und das Bogenbauprojekt auf die Jugendlichen.
Beim Zierstabsägen sollten per Hand und mit einer Japansäge kristallartige Sterne und weitere verzierende kreative Formen an Vierkanthölzer geschnitten werden. Beim Fachwerkhausprojekt konnten die Teilnehmenden die komplexen Zusammenhänge bei der Konstruktion eines Fachwerkhausmodells erleben und eine Vielzahl von Zimmermannsverbindungen üben.
Beim Bogenbauprojekt waren besonders viel Geduld, höchste Präzision, handwerkliches Geschick und unzählige Arbeitsschritte erforderlich, bevor die Teilnehmenden ihre fertigen Bögen in den Händen halten konnten. Zunächst musste geeignetes Holz ausgesucht und selbst zugeschnitten werden. Dabei musste eine Balance zwischen den biegenden und stützenden Eigenschaften des Materials gefunden werden. Dünnschichtige Lamellen wurden in Form verpresst und miteinander verleimt. Danach wurden verzierende Anbauteile präzise angepasst und gestaltet, um die elegante Schönheit eines spannungsgeladenen Bogens zu betonen. Das Schleifen des Bogens war ebenfalls Millimeterarbeit. „Die kleinste Ungenauigkeit kann zum Bruch des Bogens führen“, verdeutlicht Jörg Sinhuber. Deshalb könne man nicht an jedem Tag einen Bogen bauen. „Man muss ganz auf die Arbeit fokussiert sein“, so der Ausbilder.
Um das alles zu üben, wurden zunächst Prototypen angefertigt, die auch mal zu Bruch gegangen sind. „Das ist zwar schmerzlich, aber im Ergebnis bringen diese handwerklichen Erfahrungen einen hohen Lerneffekt“, so Tischlermeister Jörg Sinhuber.
Dass sie sehr viel gelernt haben – mit dieser Einschätzung blicken auch die Teilnehmenden auf die Kreativwochen zurück:
Lörincz Balazs (BvB/Projekt Vierkantsägen)
„Ich habe zwei für mich besonders wichtige Dinge gelernt: Was Andere vor mir geschafft haben, das kann ich auch schaffen. Und: Das Endprodukt ist eigentlich schon in dem Stück Holz enthalten. Man muss es bloß „auspacken“. Am Anfang war die handwerkliche Arbeit eine ganz schön fordernde Aufgabe. Die eigenen Gestaltungsideen waren gefragt und dann noch ohne Maschinen zu arbeiten – es erschien mir fast unmöglich. Doch meine Ausbilder gaben mir viel Unterstützung und nutzten viele Vergleiche. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass die Projektarbeiten mein räumliches Denkvermögen, aber auch Ausdauer und Kraft fördern. Und für Dinge, die mit meiner Einschränkung nicht zu schaffen waren, konnte ich gute Lösung finden.“
Fionn (3. Lj./Projekt Bogenbau)
„Früher habe ich selbst Bogenschießen gemacht. Einen eigenen Bogen zu bauen, war da etwas ganz Besonderes. Man bekommt einen tiefen Einblick, wie er aufgebaut ist und welche Kräfte wirken. Mit einem Bogen kann man einen Pfeil viele Meter weit schießen und eine hohe Durchschlagskraft erzielen. Aber der kleinste Fehler kann ihn auch zerbrechen lassen. Das fordert beim Bau viel Feingefühl und eine hohe Präzision. Herr Sinhuber ist immer auf die Ideen von uns Azubis eingegangen. Dieser gemeinsame Austausch hat das Miteinander sehr gestärkt. Auch untereinander haben wir uns gegenseitig geholfen, ausgetauscht und neue Designmöglichkeiten gefunden.
Pauline (2. Lj./Projekt Bogenbau)
„Ich fand es wahnsinnig cool, dass Herr Sinhuber mit dieser Idee um die Ecke gekommen ist. Er hat für uns die Grundform der Bögen entwickelt und diese zu Hause gefertigt. Die kleinen Bögen sind an die Reiterbögen der Steppenbewohner angelehnt und der große Bogen ist inspiriert vom Englischen Langbogen. Aber es gab keinen fertigen Bauplan für uns. Jeder sollte seinen Bogen selbst designen und eigene Lösungen finden. Während des Projekts konnten wir unsere handwerklichen Fähigkeiten deutlich verbessern. Wir haben auch sehr viel über die Zug- und Spannungsbelastung des Holzes, die Eigenschaften verschiedener Holzarten und die Bedeutungen der Faserrichtungen gelernt. Das Holz hat in manchen Situationen auch mal mächtig dagegengehalten. Doch dank der Unterstützung durch unsere Ausbilder, ihr Lob und ihre gezielte Kritik, ist das Projekt ein voller Erfolg geworden.“